Gold hat zweifellos großes Potenzial für weitere Preissteigerungen. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Da ist zunächst die neue geopolitische Realität. Der Krieg in der Ukraine ließ die Welt wieder in Blöcken denken. Dies und die globale Finanzunsicherheit regen unter anderem den Appetit der Zentralbanken auf Gold an. Ein Trend, der schon lange anhält. Bereits im vergangenen Jahr beliefen sich die Nettozuflüsse der Zentralbanken auf 463 Tonnen Gold. Dies entspricht einer Steigerung von 82 Prozent im Vergleich zu Nettozuflüssen von 255 Tonnen im Jahr 2020. Die gesamten globalen Reserven liegen nun nahe am höchsten Stand seit 30 Jahren, so Stöferle und Valek in ihrer Analyse.
Die Nachfrage seitens der Notenbank dürfte hoch bleiben. Insbesondere Zentralbanken in Schwellenländern treten zunehmend als Goldkäufer auf. Im vergangenen Jahr gehörten Thailand mit 90 Tonnen, Indien mit 77 Tonnen und Brasilien mit 62 Tonnen zu den größten Edelmetallabnehmern. Für viele Schwellenländer geht es darum, ihre starke Abhängigkeit vom US-Dollar zu reduzieren und sich auf eine komplexer werdende Weltordnung vorzubereiten.
Mit dem Einfrieren der russischen Devisenreserven habe der Westen „im Wesentlichen dem Rest der Welt signalisiert, dass etwa 80 Prozent der weltweiten Devisenreserven vom Einfrieren oder gar der Beschlagnahmung bedroht sind“, so Stöferle und Valek. Gerade wegen wachsender geopolitischer Spannungen gehen die beiden Experten davon aus, dass die zentrale Goldnachfrage nach Gold im zweiten Halbjahr 2022 ein Allzeithoch erreichen wird.
Aber auch für andere institutionelle und private Anleger gewinnt Gold wieder an Bedeutung. Für viele spielt das Thema Inflation eine große Rolle. Früher wurde Gelbmetall oft bei steigenden Kursen bewertet. Dies ist derzeit nicht der Fall und überrascht viele Anleger. Tatsächlich haben sich die letzten drei Monate als das schwächste Goldquartal seit anderthalb Jahren erwiesen. Steigende Zinsen und vor allem der starke US-Dollar verstärken nach Ansicht vieler Experten die Rolle von Gold als Krisenwährung und Inflationsschutz.